Samstag, 1. Dezember 2012

Klebrige Gesellschaftskünstler

Fiktion: Politiker vertreten die Interessen des Volkes

Fakt: Politiker vertreten zunehmend ihre eigenen Interessen auf Kosten des Volkes


Früher hieß es: Wer nichts wird, wird Wirt. Heute heißt es: Wer nichts kann, kann (Gesellschafts)Künstler, vulgo: Politikerdarsteller. In einer Zeit, in der sachlicher Tiefgang dem Publikum wenig, gleisnerische Oberfläche dem Stimmvieh viel bedeutet, präsentieren sich willig den Medien und damit uns zunehmend „Volksvertreter“ der dritten Art.

Volksvertreter der ersten Art: Überlebende brutaler Diktaturen. Sie kennen die Bedeutung und den Wert von Einigkeit und Recht und Freiheit. Deshalb kämpfen sie leidenschaftlich für deren Erhalt.

Volksvertreter der zweiten Art: Kenner von Armut, Aufbau und Schweiß. Sie wissen, dass der Strom nicht gratis aus der Steckdose perlt, die Milch nicht im Supermarkt gemolken wird, das Geld nicht auf Bäumen wächst und der Kuchen vor dem Verteilen gebacken werden muss. Deshalb kämpfen sie leidenschaftlich für die stetige Verbesserung von Bildung, Produktivität und solider Haushaltsführung.

Volksvertreter der dritten Art: Nutzniesser von Einigkeit und Recht und Freiheit, Aufbau und Schweiß. Sie glauben anscheinend dass das alles per se da ist, und man sich, dessen unbekümmert, auf schicke Modethemen aus der Peripherie gesellschaftlichen Wirkens konzentrieren kann. Politiker sein ist für den der dritten Art zum Haupt- wenn nicht ausschließlichen Broterwerb geworden; er muss also seine Hauptaufgabe darin sehen, gewählt und wiedergewählt zu werden. Dazu ist unbedingt nötig: Ständige und lärmende Präsenz in den Medien und die Konzentration aller Fähigkeiten und Kräfte auf parteiinterne Machtkämpfe.

Kommt es dann, wie es gelegentlich kommen muß, zum politischen Offenbarungseid: Wulff - Grossburgwedelgate, Ponader - Vorstandsschwurbel, Roth - Abstimmungsklatsche, Wowereit - FH-Willy-Brandt-Schutz-Skandal, kommt ein bisher unbekannter biologischer Klebstoff zum Einsatz, der nur im Falle Wulffs das Gesäß nicht am Sessel halten konnte. Die anderen genannten Gesellschafts-Künstler hingegen kleben weiterhin untrennbar an ihren lukrativen Thronen (bei Ponader noch ausbaubedürftig). Hier erhält der vielstrapazierte Begriff Nachhaltigkeit eine zusätzliche Bedeutung. 

Weiß vielleicht jemand einen Entkleber? Braucht nicht unbedingt biologisch zu sein - aber nachhaltig!