Samstag, 1. Dezember 2012

Klebrige Gesellschaftskünstler

Fiktion: Politiker vertreten die Interessen des Volkes

Fakt: Politiker vertreten zunehmend ihre eigenen Interessen auf Kosten des Volkes


Früher hieß es: Wer nichts wird, wird Wirt. Heute heißt es: Wer nichts kann, kann (Gesellschafts)Künstler, vulgo: Politikerdarsteller. In einer Zeit, in der sachlicher Tiefgang dem Publikum wenig, gleisnerische Oberfläche dem Stimmvieh viel bedeutet, präsentieren sich willig den Medien und damit uns zunehmend „Volksvertreter“ der dritten Art.

Volksvertreter der ersten Art: Überlebende brutaler Diktaturen. Sie kennen die Bedeutung und den Wert von Einigkeit und Recht und Freiheit. Deshalb kämpfen sie leidenschaftlich für deren Erhalt.

Volksvertreter der zweiten Art: Kenner von Armut, Aufbau und Schweiß. Sie wissen, dass der Strom nicht gratis aus der Steckdose perlt, die Milch nicht im Supermarkt gemolken wird, das Geld nicht auf Bäumen wächst und der Kuchen vor dem Verteilen gebacken werden muss. Deshalb kämpfen sie leidenschaftlich für die stetige Verbesserung von Bildung, Produktivität und solider Haushaltsführung.

Volksvertreter der dritten Art: Nutzniesser von Einigkeit und Recht und Freiheit, Aufbau und Schweiß. Sie glauben anscheinend dass das alles per se da ist, und man sich, dessen unbekümmert, auf schicke Modethemen aus der Peripherie gesellschaftlichen Wirkens konzentrieren kann. Politiker sein ist für den der dritten Art zum Haupt- wenn nicht ausschließlichen Broterwerb geworden; er muss also seine Hauptaufgabe darin sehen, gewählt und wiedergewählt zu werden. Dazu ist unbedingt nötig: Ständige und lärmende Präsenz in den Medien und die Konzentration aller Fähigkeiten und Kräfte auf parteiinterne Machtkämpfe.

Kommt es dann, wie es gelegentlich kommen muß, zum politischen Offenbarungseid: Wulff - Grossburgwedelgate, Ponader - Vorstandsschwurbel, Roth - Abstimmungsklatsche, Wowereit - FH-Willy-Brandt-Schutz-Skandal, kommt ein bisher unbekannter biologischer Klebstoff zum Einsatz, der nur im Falle Wulffs das Gesäß nicht am Sessel halten konnte. Die anderen genannten Gesellschafts-Künstler hingegen kleben weiterhin untrennbar an ihren lukrativen Thronen (bei Ponader noch ausbaubedürftig). Hier erhält der vielstrapazierte Begriff Nachhaltigkeit eine zusätzliche Bedeutung. 

Weiß vielleicht jemand einen Entkleber? Braucht nicht unbedingt biologisch zu sein - aber nachhaltig!                                         




Freitag, 19. Oktober 2012

Schiller und Goethe im schiefen Turm von PISA

Bürgschaft (nein, nicht schon wieder Griechenland) und Erlkönig wieder aktuell!


Die seit 68 selig in den oberen Etagen des Elfenbeinturms unverbesserlicher Kulturromantiker herumhartzenden deutschen Klassiker müssen im postpädagogischen Deutschland ihre alten Knochen noch einmal zusammenreißen. Sie müssen zur Rettung von Disziplin (igitt!) und Ordnung (bäh!) an mangelhaft fundierten Bildungseinrichtungen in diesem unserem PISA-Lande antreten. 

Wie das? Keine Angst, Goethe und Schiller bleiben immer noch weitgehend und nachhaltig (prima!) aus dem Bildungskanon deutscher Schulen verbannt, und das Auswendiglernen von Gedichten ist ja ohnehin sowas von gestern, dass heute nur noch wenige Lehrer es ernsthaft ihren Schülern zumuten. 

Etlichen Gliedern des deutschen Lehrkörpers scheint immer noch die schreckliche Wirkung deutscher Klassik, peinlich stockend vor feixenden Klassenkameraden vorgetragen, in den Knochen zu stecken. Warum also nicht den Schrecken instrumentalisieren? Denn: Was mich schreckt, lehrt auch dich das Fürchten! Getreu dieser Maxime setzen verzweifelte Lehrer, die des im Unterricht obwaltenden ohrenbetäubenden Lärms nicht mehr Herr werden können, die Titanen des deutschen Sturm und Drang als ultimatives Druckmittel ein*: Wer zu laut ist, muss zur Strafe (pfui!), bzw. Abschreckung (na, na!), oder Besinnung (genehmigt!) Schillers Bürgschaft, Goethes Erlkönig und dergleichen auswendig lernen (mindestens 3 Strophen). 

*Wie kürzlich an einer niedersächsischen Hauptschule geschehen.

Es gibt aber auch heute noch unerschrockene Kulturrevolutionäre, die sich nicht ins Bockshorn jagen lassen und altes Kulturgut respektlos nach ihrem Gutdünken umformen, wie das nachfolgende Beispiel zeigt:

Erlkönig 


Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? 
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

Wer gleitet so spät durch PISA-Wind?
Pädagogen sind´s - Angst vor dem Kind;
Sie dressier´n die Knaben ohne Erbarm´,
Sie fassen nicht an, sie machen´s mit Charme.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? —
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif? —
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. —

Mein Schüler, was ist, warum schweigst Du nicht? -
Siehst, Lehrer, du deinen Irrtum nicht?
Den alten Irrtum, bedeckt mit Reif?-
Mein Schüler, es ist ein Fortschrittsstreif. -

„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir;
Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“ —

„Du liebes Kind, komm folge mir!
Pädagogische Spiele spiel´ ich mit dir;
Manch´ bunte Ideen durchziehn das Land,
Und flugs verschwurbeln uns den Verstand.“ -

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht? —
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind. —

Mein Lehrer, mein Lehrer, und merkest Du nicht,
Was Dein Irrtum mir in Wahrheit verspricht? -
Sei ruhig, halte die Klappe, mein Kind;
Den Sinn Deiner Worte verweht der Wind. -

„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“ —

„Willst, lauter Knabe Du nicht verstehn?
Meine Methoden lehren dich schweigen schön;
Meine Methoden führen dich sicher und fein
Und siegen im Ganzen und lullen dich ein.“ -

Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? —
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau. —

Herr Lehrer, Herr Lehrer, und fährst Du jetzt fort
Verschwindet Bildung an düsteren Ort. -
Mein Schüler, mein Schüler, ich weiß es genau:
Es scheinen die alten Verse so grau. -

„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt.“ —
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan! —

„Du musst sie lernen, in Zwangs-Gestalt;
Und bist Du nicht willig, so lern´s mit Gewalt.“ -
Herr Lehrer, Herr Lehrer, jetzt kotzt es mich an!
Gedichte zu lernen - Zeit vertan! -

Dem Vater grauset’s; er reitet geschwind,
Er hält in Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.

Dem Lehrer gefällt´s, er denket geschwind:
Gedichte als Strafe erzieh´n jedes Kind; 
Erreicht Pensionierung mit Mühe und Not;
Die Lust auf Bildung im Schüler war tot.


Freitag, 10. August 2012

Stupor teutonicus

Olympiade: fade - schade?

Oder: Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen - besonders in der Party-Hauptstadt Berlin


Fiktionen: 


Die Deutschen sind pünktlich, strebsam, hilfsbereit, fleißig und zuverlässig (das könnte Dir wohl so passen, Ausland, südliches).

Fakten: 


Die Olympiade´12 zeigt dem „Ausland“ deutlich, was es von „uns“ denken soll. Einst führend in archaischen, jetzt aber in teutonischen Landen verpönten Disziplinen wie - Laufen, Schwimmen, Springen, Fussball, Zehn...äh...hüstel...Kampf (fast zensiert, die Redaktion), sind hier und heute stattdessen moderne Disziplinen angesagt - Zurückrudern, Umverteilen ohne Steuermann, Klimawandeln, Synchron-Denunzieren, Hyperventilieren, Angstscheißen, Energiewenden, Gleis- und Baumketten und, besonders erfolgreich ausgeübt (Sarrazin mal weghören!) - Dressur.

Diese Umorientierung hat notwendigerweise zur Folge, dass „wir“ bei der diesjährigen Olympiade im Medaillenspiegel nicht ganz vorne liegen, ja sogar noch hinter solch exotischen Ländern wie Südkorea und Grossbritannien rangieren.

Das soll uns aber nicht weiter betrüben, denn die Olympiade ist als solche ein skandalöser Anachronismus, weist sie doch klaffende Lücken im Gendermainstreaming auf, wie Beatrice Schwatzer, die ChefredakteurIn des bekannten Fachjournals für hormonelle Nivellierung „Minna“, enthüllte: In der olympischen Disziplin „Boxen“ stehen 250 angetretenen Athleten nur 36 AthletInnen gegenüber. Um das Mass voll zu machen, wird auch noch nach Geschlechtern getrennt gekämpft!

Ist doch sogar gut, wenn wir Olympia verpatzen, suggeriert uns ein gewisser Herr Kämmerlings von „Welt Online“, denn Medaillenspiegel seien etwas für Spießer und das Image der Deutschen würde längst nicht mehr von verbissenen Kraftbolzen, sondern von erfolgreichen Künstlern und wilden Berliner Partys geprägt.

Det isset! 

Also frisch, fromm, fröhlich, frei: Erst mit erfolgreichen Lebenskünstlern - subventioniert von Wowereit, bzw. den schwäbischen und bairischen Steuerknechten, die den kämmerlingsschen „urdeutschen Leistungsfetischisten in sich“ noch „nicht überwunden“ haben - die Dauerbaustelle Willy Brandt besichtigen und lamentieren, wie viel Theater man mit dem hier sinnlos weggeschmissenen Geld hätte finanzieren können. Dann, wenn die S-Bahn zufällig doch erscheinen sollte, hinein und ab ins Zentrum zu wilden Parties, bei denen es an Leder und Latex nicht mangelt. 

Jut Ausland, wa?

Samstag, 4. August 2012

Sozialer Patriotismus

Neue deutsche Gemeinsamkeit: 
Deutschland einig Vaterland -
Fiktion oder Fakt?

Oder: Was eint führenden deutschen Politiker und Lebensgefährten zurückgeruderter Ruderin?

Die fetten Euro-Jahre scheinen sich dem Ende zuzuneigen - die Transferansprüche an den produktiven Teil der mitteleuropäischen Bevölkerung jedoch nicht. Im Gegenteil: sie steigen mit der zunehmenden Verschärfung der Euro-Krise.
Krisenzeiten sind Wendezeiten. Solide etabliert geglaubte Wertsysteme verschwurbeln. Oberstes wird nach unten, Unterstes wird nach oben gekehrt. Vermeintlich längst Vergangenes wird plötzlich wieder aktuell. Neue unerwartete Bündnisse werden geschmiedet. Wenn nichts mehr geht, greift man gern zu bisher undenkbaren, ja unerlaubten Mitteln. Warum nicht auch in unserem katastrophenerprobten Vaterland?
Ein führender, vermutlich Wählerstimmen heischender, deutscher Sozialdemokrat verlangte kürzlich von den Wohlhabenden in Deutschland mehr „sozialen Patriotismus“ im Rahmen der zur Zeit grassierenden „Reichensteuer“debatte.
Etwa zeitgleich zieht sich eine erfolgreiche deutsche Ruderin „freiwillig“ von der Teilnahme an der Olympiade zurück, weil sie lebensgefährtenmäßig mit einem Neo“nazi“ liiert ist, diese Tatsache publik geworden ist und sogar den rigorosen Innenminister unseres Vaterlandes auf den Plan gerufen hat.

Nun, mit mathematischer Präzision, zu den Gemeinsamkeiten Führerverlangen/Lebensgefährte:

sozialer Patriotismus = Sozialpatriotismus; 
Sozialpatriotismus = patriotischer Sozialismus;
(patriotisch = national);
patriotischer Sozialismus = nationaler Sozialismus;
ergo: sozialer Patriotismus = (von der Zensur gestrichen) 
q.e.d.

(Anm. der Redaktion): Das Wort „Autobahn“ ist in diesem Beitrag nicht verwendet worden.

Dienstag, 12. Juni 2012

Wölfe und Nonnen - 5 vor 12

Fakten:


Wer außer Fussballergebnissen den Medien noch andere Neuigkeiten entnimmt, weiß schon seit Längerem: Nichts geht mehr! Rién ne va plus! Hatten wir lange - zu lange - geglaubt, am deutschen Wesen könne die Welt genesen, sehen wir uns jetzt eines Besseren belehrt.

Die Inder wollen partout keinen Müll trennen, sondern lassen ihre heiligen Kühe die weggeschmissenen Zeitungen wiederkäuen. Ihre IT-Experten denken nicht im Traum daran, im kalten Deutschland die klaffenden Pisa-Lücken zu stopfen. Die Chinesen pfeifen auf das Kyoto-Abkommen und blasen derart viel CO2 in die von Kuhfürzen ohnehin schon total versiffte Luft, dass den Klimaschützer bis vor kurzem eine enorme Verschmutzungslücke entgangen ist - in der Grössenordnung von Japans CO2 Emissionen. Apropos Japan: Die fahren doch tatsächlich ihre abgeschalteten Kernkraftwerke wieder hoch und denken überhaupt nicht daran, verstrahlt zu Boden zu sinken.

Deutscher Friedenssinn und Multikultitoleranz kann weder die Schengengrenzen überwinden, wie uns Talibane und Syrer zeigen, ja nicht einmal im Inland sich noch frei entfalten, siehe Salafisten. Lediglich die sauer verdienten EUROs des deutschen Steuerzahlers kennen keine Grenzen und strömen frei gen Süden, wo sie dann friedlich in schwarzen Löchern unwiederbringlich verschwinden. 


Fiktionen:


Die gute alte Tante „Zeit“ hat es endlich auch gemerkt und zieht daraus den Schluss: „Die Globalisierung überfordert uns“. Weiter: Die Welthandelsorganisation (WTO) mache seit über einer Dekade keine Fortschritte mehr. Der EU-Handelskommissar warne, in der WTO sei es „fünf vor zwölf“. Auch für die globale Umweltpolitik sehe es nicht besser aus. Ausserdem habe die internationale Finanzmarktkrise die Grenzen nationaler Regulierungssysteme deutlich gemacht und sei die EU durch die EURO-Krise an die Grenzen der Belastbarkeit gelangt.

Die mehrheitlich beim Deutschen Institut für Entwicklungspolitik beschäftigten Autoren des Zeit-Artikels nennen zwar einige Faktoren, die den aus ihrer Sicht desolaten Zustand der Globalisierungsbemühungen erklären könnten, als da wären: nationale Egoismen, Verteilungskonflikte und Machtspiele anstatt globaler Kooperation. Und, politisch inkorrektest: Dass Menschen egoistische Wesen seien, damit beschäftigt, ihre Eigeninteressen zu optimieren. Sofern Menschen dann doch kooperieren, nämlich in Staaten, gilt laut der „realistischen Schule der internationalen Beziehungen“, dass Staaten Akteure seien, die „in der anarchistischen Welt des internationalen Systems ihre nationalen Interessen zu maximieren trachten“. Wer hätte das gedacht?!

Und dann noch eins drauf, geradezu sarrazinesk, ein Zitat von dem „bekannten Publizisten David Brooks“, von 2007: "Der Informationsgehalt unserer Gene, die Beschaffenheit unserer Neuronen und die Lehre der Evolutionsbiologie – das alles lässt keinen Zweifel daran, dass die Natur von Konkurrenz und Interessenkonflikten bestimmt wird."

Da aber, gemäß dem in Deutschland gehuldigten Palmströmprinzip, nicht sein kann, was nicht sein darf "entspricht nicht dem Stand der Forschung", wird flugs aufgezeigt, dass laut „Evolutionsforscher Frans de Waal“ die Menschen „Herdentiere und sozialen Wesen“ sind, denn: „Als unsere Vorfahren einst die Wälder verließen und sich in eine offene und für sie gefährliche Welt begaben, wurden sie zur Beute und mussten zum Überleben eine Gemeinschaftsorientierung entwickeln“. Leider hat es dann anscheinend nur zur Staatenbildung gereicht, für eine anständige Globalisierung war man dann wohl doch zu egoistisch oder einfach zu doof. Die Schimpansen haben den ganzen Unsinn gar nicht erst mitgemacht, sind einfach im Wald geblieben und haben dort ihre Gemeinschaften gegründet, was aber nicht weniger gefährlich war - nachzulesen bei Jane Goodall und ähnlichen seriösen Werken der Primatenforschung.

Laut Verhaltensforscher Michael Tomasello vom Max-Planck-Institut sei die einzigartige Stellung der Menschen im Tierreich mit deren Kooperationsfähigkeit zu erklären, die im Prozess der Menschheitsgeschichte zu einem Anpassungsvorteil wurde. Im Falle des Scheiterns in signifikanter Größenordnung, käme es zu Kriegen und Krisen. Grundlagen gelingender Kooperation seien, laut Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom: Kommunikation, Vertrauen, Reputation, die Anpassung an gemeinsam entwickelte Regelwerke oder auch Instrumente zur Bestrafung opportunistischen Verhaltens.

Nun ist ja bekanntlich Kooperationsfähigkeit unter Befolgung der oben genannten Tugenden das Erfolgs- und Überlebensprinzip von z.B. Wolfsrudeln, Sklavenhalter-Gemeinschaften, Nonnenklöstern und Termitenstaaten. Auch die Cosa Nostra, der Vatikan, ein Bienenstock oder die chinesischen Triaden wären ohne diese Kooperationsfähigkeit aufgeschmissen. Was hat das aber mit der Globalisierung zu tun? Im Falle der Cosa Nostra und der chinesischen Triaden kann man sich zwar durchaus eine für beide Seiten ersprießliche, und gewissermaßen globalisierte, Kooperation vorstellen, aber das haben die Autoren gewiss nicht gemeint.

Kooperation sei, laut Zeit, möglich und müsse durch geeignete Institutionen geschützt werden, damit sie nicht scheitern könne. Aha, die Herdentiere können es alleine nicht! Aber, wieder laut Zeit, sind wir „gerade heute nicht in der Lage, diese Institutionen zu etablieren“. Die Erfahrungen, nicht nur lokal oder im nationalen Massstab aufeinander angewiesen zu sein und eine globale Risikogemeinschaft darzustellen, seien menschheitsgeschichtlich noch ziemlich neu und es gebe eine sozialwissenschaftliche Theorie der Weltgesellschaft erst in Ansätzen.

Die Menschen müssten lernen, „ihr evolutionäres Erfolgsprogramm als kooperationsfähige Wesen auf die Weltgesellschaft zu übertragen, bevor es zu globalen Systemkrisen kommt“. Wegen der Machtverschiebung weg von den „alten“ Mächten (G 7, Nato) zu den "neuen" Mächten (G 20) stehen die zentralen Bedingungen für erfolgreiche Kooperation leider unter Stress, wie die Zeit hellsichtig feststellt. Die gemeinsamen Regelwerke und Lernprozesse müssten unter Zeitdruck erst aufgebaut werden.

Gelernt und aufgebaut mit Hilfe von Entwicklungsinstitutionen? Aufgebaut auf der Grundlage sozialwissenschaftlicher Forschung über eine Theorie der Weltgesellschaft? Finanziert von wem?


Merke: 

Nicht die Globalisierung überfordert uns, sondern wir überfordern die Globalisierung.


Häuptling Seattle belehrt uns: 

„Erst wenn ihr den letzten EURO rausgeschmissen habt, werdet ihr merken, dass man D-Mark nicht essen kann.“

Samstag, 2. Juni 2012

Einigkeit und Brecht Unfreiheit

Fiktionen: 

... Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand ...
(Lied der Deutschen, dritte Strophe)

Fakten:

Im deutschen Land, im deutschen Land, 
sind viele Laster unbekannt, 
nur Habgier, Völlerei und Neid 
kennt man dort seit einiger Zeit.
(Frei nach Robert Gernhard „Im Burgenland ...“)

Von diesen Lastern ist Neid die leidenschaftlichste Wollust der Deutschen. In Habgier und Völlerei suhlt sich der Deutsche eher heimlich im privaten Kämmerlein, allein schon um nicht den Neid seiner Mitmenschen zu wecken. In der Öffentlichkeit aber und im politischen Betrieb darf sich der Neid um so ungehemmter austoben. Sozialneid, Sexualneid, Neid der Zukurzgekommenen in jeder Hinsicht, sind seine beliebtesten Spielarten. 

Zu Recht zählt der Neid seit alters her zu den sieben Hauptlastern, umgangssprachlich: "Todsünden“, denn er hat zuweilen tödliche Folgen, wie Götz Aly in seinem kürzlich erschienenen Buch „Warum die Deutschen? Warum die Juden?“ herausarbeitet. Alles vergangen und fast vergessen, nur durch einige unverbesserliche Nervensägen immer wieder aufgerührt? Heute sind wir weitgehend frei von diesem Laster? 

Wie wir auch frei unter ebenso freien Mitbürgern in einer befreiten (liberalisierten) Gesellschaft leben? Vielleicht zu frei? Zu unbequem? Dauernd sind Entscheidungen treffen, deren Folgen man selbst zu verantworten hat! Tür zu, es zieht! Also Verantwortung lieber ans Kollektiv delegieren? Zwar ist es unter der sozialistischen Decke etwas miefig, aber sie wärmt doch so schön und bekanntlich ist noch keiner erstunken aber schon viele sind erfroren. Und man ist auch so schön unter seinesgleichen. 

Also: Liberale auf Mövenpick reduzieren, Hochleister und „Macher“ diffamieren, private Verantwortung des Einzelnen einengen, sämtliche Lebensbereiche staatlich reglementieren, kostenlose Wohltaten für Alle einfordern - her mit dem Natio ... ähh ... Rationalen Sozialismus deutscher Prägung? 

Lesenswert in diesem Zusammenhang ist allemal das Interview mit Götz Ahly, das kürzlich im Schweizer Monat erschienen ist.

Danke Nachbarn! Wir sind froh, dass ihr da seid und den Mund aufmacht! Wir könnten direkt neidisch auf Euch sein!


Merke: 

Nicht jeder der deutsch spricht ist ein Neidhammel.


Häuptling Seattle warnt: 

„Erst wenn das letzte Stück Kuchen verteilt ist, werdet Ihr merken dass auch welcher gebacken werden muss.“

Freitag, 25. Mai 2012

Augenhöhe ist machbar, Herr Nachbar!

„Alle sind augenhoch, aber manche sind augenhöher“ (Schweinischer Spruch, frei nach Orwell - Farm der Tiere).
„Saatkartoffeln haben Augen, sind wie Deine anzuschaugen“ (Liebeserklärung Donald Ducks an Daisy Duck, verfasst von Tick, Trick und Track - alias Dr. Erika Fuchs ).   


Fiktionen:

Es ist einer der wichtigsten Grundsätze in der darstellenden Kunst, dass ein Bild nur eine Augenhöhe hat. Mehrere Augenhöhen würden den Betrachter verwirren und unrealistisch wirken. Das gilt insbesondere für den zur Zeit herrschenden öffentlichen Diskurs, der sich auf eine Augenhöhe beschränkt und wo die Froschperspektive praktisch überhaupt nicht vorkommt.


Fakten:

In Folge des Klimawandels rasen Stürme der Gerechtigkeit durch Deutschland, mit zunehmendem Zeitabstand zu ungerechten Geschichtsepochen um so heftiger, alles plattwalzend was aufragt. Die Sturmspitze der Gerechtigkeit aber ist die Augenhöhe. Heutzutage ist sie praktisch in aller Munde. Sie hat es sogar ins Wikipedia geschafft und auf weitere 4´130.000 Seiten im Internet.

Leider kommt gleiche Augenhöhe in der Natur äusserst selten vor, ja ist sogar manchmal gefährlich. Wir aber leben bekanntlich nicht in der Natur sondern ausserhalb derselben, wir schützen sie lediglich, siehe Juchtenkäfer. Für unser gesellschaftliches Zusammenleben gelten andere als natürliche Massstäbe, z.B. die oben erwähnte augenhohe Gerechtigkeit. Auf diesem Gebiet herrschen leider noch zu viele naturgegebene Zustände - Augenhöhenungleichheit allenthalben. Es muss auf fast allen Sichtebenen nachgebessert werden. Hier ein paar Beispiele aus der nach oben und unten offenen Schrägsicht-Skala:

Linke - SPD, 
FDP - CDU, 
Wulff - Heuss
Nicolas Sarkozy - Carla Bruni, 
Sarah Wagenknecht - Rosa Luxemburg, apropos Luxemburg: 
Tante Emma - Onkel Aldi, 
Fifi Dackel - Bello Dogge,
1. FC Kaiserslautern - Borussia Dortmund.

Über Fußball wird jetzt allerdings nicht mehr auf Augen-, sondern politisch superkorrekt auf Ballhöhe berichtet. Angesichts dessen kann man sich leicht vorstellen auf welcher Höhe, bzw. Tiefe, Fachorgane für Pediküre kommunizieren, auf - richtig geraten: Hühneraugenhöhe. Muslime wollen Sicherheits-Partnerschaft auf Augenhöhe, was bei streng Verschleierten nicht immer einfach sein dürfte. Laut taz kann man sich sogar mit einem körper- also auch augenlosen Wesen, wie dem Internet, auf Augenhöhe auseinandersetzen. Auch in der Musikbranche kommt man nicht ohne Augenhöhe aus, obwohl man diese Szene für gewöhnlich eher mit Ohren in Verbindung bringt.

In einem Kurzfilm namens “Auf Augenhöhe” lassen sich indigene AktivistInnen aus dem Niger, Namibia und den USA bewundern, die über ihr Leben mit den tödlichen Hinterlassenschaften von Uran berichten – desjenigen Rohstoffs, der zur „vermeintlich“ sauberen Stromgewinnung in Atomkraftwerken genutzt wird. Ihre Botschaft an uns lautet: „Lasst das Uran in der Erde“. Hier stimmt aber auch gleich Alles: Augenhöhe, Indigene, Niger und Namibia, FrauInnen die aktiv sind, Uran und Atomkraftwerke die nicht aktiv sein sollen, und last not least: ERDE. Was will man mehr? Unbedingt angucken! Auf Augenhöhe!

Wo ein schlagkräftiger Begriff so viel Anhängerschaft findet, kann Streit hierüber nicht weit sein: Meine Augenhöhe ist besser als deine, deine Augenhöhe ist zu hoch, bzw. zu tief, du musst mal deine Augenhöhe nacheichen lassen und dergleichen. Es werden bereits Stimmen laut, die eine neue Augenhöhe einfordern.

Schluss mit dem Chaos! Weg mit dem Reformstau! Wir brauchen dringend: Bundesaugenhöhenbeauftragte und Landesaugenhöhenbeauftragte.
Die Bundesaugenhöhe wird jährlich auf der Grundlage statistischer Mittelwerte vom Bundesaugenhöhenbeauftragten festgelegt und deren Respektierung überwacht. Ausnahmen werden nur gewährt für ethnische Minderheiten mit Migrationshintergrund, Anhänger leicht zu beleidigender Weltanschauungen, Frauen und Mitbürger die gerne solche sein wollen, beschränkt Sesshafte und Claudia Roth. Diese können die Augenhöhe selbst bestimmen auf denen ihnen der Rest der Bevölkerung zu begegnen hat.

Die Landesaugenhöhenbeauftragten sind gehalten, in diesem Sinne länderangepasste Augenhöhenmainstreamingkonzepte und -durchführungsverordnungen zu entwerfen, deren rechtliche Verankerung auf den Weg zu bringen und deren Einhaltung zu kontrollieren. Für die Finanzierung der Tätigkeiten des Bundes- und der Landesbeauftragten wird eine Augenhöhenabgabe von sämtlichen steuerpflichtigen Mitbürgern eingezogen, die die Durchschnittsaugenhöhe überragen. Im Zuge des Länderfinanzausgleiches werden für die Bundesländer Berlin, Bremen und Nordrhein Westfalen Sondermittel bereit gestellt. Für Griechenland sind zunächst, bis zu den nächsten Parlamentswahlen, keine Augenhöhensolidarzuweisungen vorgesehen. 

Merke: 

Im Dorf der Blinden ist der Tiefäugige König.

„Häuptling Seattle“ mahnt: 

Erst wenn Ihr das letze Auge geschlossen habt, werdet Ihr merken, dass Ihr trotz Augenhöhe nichts mehr sehen könnt. 

Dienstag, 22. Mai 2012

Katastrophe: Apokalypse verschoben!

Die Welt geht doch nicht unter.


Fiktionen: 

Wir werden einen Kollaps erleben, und die Menschheit wird nicht überleben wenn wir weiterhin unsere Verschwendung und Kurzsichtigkeit fortsetzen, teilt uns die Sueddeutsche Zeitung am 8. Mai unter Berufung auf den „Bericht an den Club of Rome: 2052 ... mit („Report to the Club of Rome: 2052: A Global Forecast for the Next Forty Years“). Demnach sei "Business as usual" keine Option mehr, der Klimaschutz müsse endlich profitabel werden.

Fakten: 

Was von bisherigen Vorhersagen des Club of Rome zu halten ist kann man durch einen Vergleich der im Bericht „Grenzen des Wachstums“ von 1972“ prognostizierten mit den tatsächlich eingetretenen Entwicklungen beurteilen.
Wir lernen: der berühmte Club of Rome kann sich irren. Auch der durch Katastrophenprognosen nicht minder berühmte Vater der Gaia Theorie James Lovelock ist fehlbar. Lovelock gibt das sogar öffentlich zu.

Warum lesen und hören wir soviel über drohende Katastrophen? Warum ist Apokalyptik in unserer „westlichen“ Kultur so weit verbreitet? Weil Apokalypsen ein Rohstoff sind, aus dem Auflagensteigerung, Macht und Reichtum generiert wird. Besonders der sogenannte Klimaschutz eignet sich hervorragend für politische Einflussnahme und Geschäfte. Tenor: Wenn Ihr nicht auf uns hört und uns folgt, werden die apokalyptischen Reiter über Euch kommen und die Hölle wird Euch verschlingen.

Sonntag, 20. Mai 2012

Jetzt müssen wir Alle d´ran glauben!

Grüne wollen Kirchen-Austritte per „Kulturabgabe“ bremsen.


Margarete:
Versprich mir, Heinrich!
Faust:
Was ich kann!
Margarete:
Nun sag’, wie hast du’s mit der Religion?
Du bist ein herzlich guter Mann,
Allein ich glaub’, du hältst nicht viel davon.
Faust:
Lass das, mein Kind! du fühlst, ich bin dir gut;
Für meine Lieben ließ’ ich Leib und Blut,
Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben.
Margarete:
Das ist nicht recht, man muss d’ran glauben!
Faust:
Muss man?
...
Mephistopheles:
Ich hab’s ausführlich wohl vernommen,
Herr Doctor wurden da katechisiert;
Hoff’ es soll Ihnen wohl bekommen.
Die Mädels sind doch sehr interessiert,
Ob einer fromm und schlicht nach altem Brauch.
Sie denken, duckt er da, folgt er uns eben auch.


Fiktionen:

Viele Menschen treten wegen der Kirchensteuer aus der Kirche aus. Zwänge man konfessionslose Mitbürger, regelmäßig eine gewisse Summe in Gestalt einer „Kulturabgabe“ zu entrichten, könnte man hierdurch verhindern, dass immer mehr Gläubige die Kirche verlassen. Zudem käme diese „Kulturabgabe“ gemeinnützigen Organisationen zugute. So schlägt der Grünen- Bundestagsabgeordnete Gerhard Schick anlässlich des diesjährigen Katholikentags in Mannheim vor: Eine Kulturabgabe für alle anstelle der Kirchensteuer.

Fakten:

Immerhin kommt aus den eigenen Reihen der Grünen (Jörg Rupp, Mitglied im Parteirat der baden-württembergischen Grünen) Kritik an diesem Vorhaben: Die Kulturabgabe könnte als Strafabgabe für Nichtangehörige der christlichen Kirchen wahrgenommen werden. Zudem stehe zu vermuten, dass die Kirchensteuer zwar der Anlass aber nicht der Grund für die Austritte sei.

Sind mit diesen „Nichtangehörigen der christlichen Kirchen“ etwa Moslems, speziell Salafisten, gemeint, die bekanntlich leicht, gern und folgenreich beleidigt sind, oder auch Hindus, Taoisten, Zeugen Jehovas, Konfessionslose und Atheisten, Juden, Buddhisten, Ökoreligiöse, Agnostiker und wie sie Alle heissen? Könnten die Anhänger der genannten und unzähliger anderer Glaubensrichtungen etwa vermuten, die „Kulturabgabe“ würde nicht streng nach Proporz aufgeteilt, sondern willkürlich in dubiose Kanäle geleitet werden? Was deutsche Politiker kulturell für „gemeinnützig“ halten, ist dem steuerzahlenden Volk (leider nur zum Teil) bekannt. Das Volk will nicht noch mehr zur Kasse gebeten werden für kulturelle Menus, die es nicht bestellt hat. Das Volk will selbst bestimmen, wer das Geld bekommt, welches man zum Spenden für gemeinnützige Zwecke „übrig“ hat und wofür es verwendet werden soll.
  
Die grünen Befürworter der „Kultursteuer“ wollen die Entscheidung darüber aber nun keinesfalls dem offensichtlich unmündigen Bürger überlassen, sondern die Einziehung und Verwendung dieser neuen Steuer ganz selbstverständlich staatlichen Institutionen überlassen. Der Begriff der Gemeinnützigkeit liesse sich dann gummiartig in die Länge und Breite ziehen und die jeweilige politische Klientel könnte sich, aller materiellen Sorgen ledig, ungehindert weiter vermehren. 

Merke: 

Der machtbewusste Indianerhäuptling arbeitet stets Hand in Hand mit dem Schamanen.

„Häuptling Seattle“ sagt dazu:

Erst wenn wenn der letze Euro der arbeitenden Bevölkerung abgegriffen sein wird, werdet ihr merken, dass man Staatsquote nicht essen kann.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Trampelt nicht fröhlich auf der Erde herum, Ihr Sünder!

FIKTIONEN
Spiegel, 15. Mai 2012: "Planet in Not"
Zitat: "Ökologisch gesehen lebt die Menschheit weit über ihre Verhältnisse. Laut einer WWF-Studie wird die Natur so stark beansprucht, dass eigentlich 1,5 Erden nötig wären, um den Ressourcenbedarf nachhaltig zu decken. Die Folgen für die Lebensräume von Tieren und Pflanzen sind dramatisch." Link zum Artikel.

Focus, 15. Mai 2012: "WWF - Die Menschheit bräuchte 1,5 Erden"
Zitat: "Der ökologische Fußabdruck – ein paar Nummern zu groß: Laut einer Studie der Umweltschutzorganisation beansprucht die Menschheit das Okösystem derart, dass sie rein rechnerisch die Kapazität von anderthalb Erden benötigen würde." Link zum Artikel.

FAKTEN
Nun wissen wir es endlich genau: Wir leben nicht auf einer Erde, sondern auf 1,5 - wir Deutschen sogar auf 2,8 Erden, denn der deutsche "Ökologische Fußabdruck" (pro Kopf) ist 5,09 Hektar groß. Link zu Footprint-deutschland.de. 

Damit sind wir aber längst nicht Weltmeister, das ist, wer hätte das gedacht - Katar, gefolgt von Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Dänemark und den USA. Der Bösewicht vom Dienst braucht immerhin 5 Erden. Dann liegen weiterhin unter den ersten 10 Erdverbrauchern - Belgien, Australien, Kanada, die Niederlande und Irland (bekanntlich auch die "grüne" Insel genannt).

Wir Deutschen liegen weit abgeschlagen auf Platz 30 der "Footprint-Rangliste". Wer hätte das gedacht?

Bevor wir untersuchen, warum uns besonders die kleinen Ölscheichtümer nicht auf die vorderen Ränge der Schuhgröße gelassen haben, eine kurze Erläuterung, was ein sein soll:

Es ist laut footprint-deutschland ein "Nachhaltigkeitsindikator, welcher den Ressourcenverbrauch mit der Biokapazität der Erde in Relation setzt. Dabei ist der Ökologische Fußabdruck nicht nur für Personen oder Haushalte berechenbar, sondern auch für Nationen bzw. Regionen. Zusätzlich können Produkte und Dienstleistungen mit dem Ökologischen Fußabdruck bilanziert werden. Insbesondere ist der Ökologische Fußabdruck auch ein Gerechtigkeitsindikator, denn er basiert auf der Grundannahme, dass allen Menschen gleich viel zur Verfügung steht. Dazu wird die Kapazität der Erde wie im Folgenden beschrieben unter allen Menschen aufgeteilt ...". 

Damit hätten wir dann drei der wichtigsten Worthülsen in Gebrauch, ohne deren Verwendung es heutzutage kein Politiker oder sonst wie Verantwortlicher wagt, an die Öffentlichkeit zu treten: Ökologisch, nachhaltig, gerecht. Die Debatte über deren Bedeutung sowie die inflationäre und irreführende Benutzung dieser Begriffe sollte in den Kommentaren und in anderen Posts geschehen.

Und endlich verfügen wir mit diesem "Nachhaltigkeitsindikator" über die im Kampf gegen die übermächtige "Technik- und Fortschrittsmafia" lang vermisste Waffe des allgemein gültigen Bewertungs-Massstabs für Naturressourcen. 

Laut footprint-deutschland und footprintnetwork http://www.footprintnetwork.org/en/index.php/GFN/ und speziell http://www.footprintnetwork.org/en/index.php/GFN/page/2010_living_planet_report/ werden zur Berechnung der "ökologischen Fussabdrücke" die folgenden Kategorien menschlich "betretener", bzw. benutzter Flächen verwendet:
  • Weideland (Grazing)
  • Ackerland (Cropland)
  • Siedlungsfläche (Built-up Land)
  • Wald (Forest)
  • Fischgründe (Fishing)
  • Kohlenstofffläche (Carbon): Dies ist die Fläche, welche benötigt wird, um die Kohlenstoffemissionen zu binden.
Wir erkennen: Die Waffe ist aus Papier, sie sticht nicht und sie schneidet nicht. Es werden bei der Berechnung des Fussabdrucks nicht nur Äpfel mit Birnen verglichen, sondern auch Schwiegermütter mit Aktienkursen (immerhin sind beide viersilbig, also doch irgendwie vergleichbar, oder?). Bei Weideland, Ackerland, Siedlungsflächen und Wald handelt es sich immerhin um verhältnismässig klar unterscheidbare und geografisch klar umrissene Flächen. Bei Fischgründen ist zwar die geografische Situation klar, allerdings spielen da nicht immer die Fische mit, die mal von woanders hergeschwommen kommen und auch mal wieder wegschwimmen. 

Nun kommt der Kohlenstoffzauber: Es wird einfach vorausgesetzt, dass emittierter Kohlenstoff auf Teufel komm raus "gebunden" oder "absorbiert" werden muss. Es wird im Sinne der "Gerechtigkeit" davon ausgegangen, das ein Mensch im kalten und industrialisierten Finnland gefälligst genau so wenig Kohlenstoff in die Luft zu pusten hat, wie ein Bewohner des warmen und kleinagrarisch geprägten Malawi. Der darf dann aber gerne die in Finnland hergestellten Handys benutzen und darf sich dabei als ökologisch korrekter Erdbewohner fühlen. 

Aber auch die Kategorien Weideland, Ackerland und Siedlungsflächen sind irreführend, weil in sich derartig unterschiedlich in Artenvielfalt, Biomasse und Regenerationsfähigkeit, dass es Einen grausen mag, hier Alles über einen Kamm geschoren zu sehen. 

Eine Weide in Schleswig Holstein mit einer Weide im Mato Grosso gleichzusetzen, ist schlichtweg Unsinn. Ein hochproduktiver, weitgehend Unkraut- und schädlingsfreier Acker in Meck-Pomm lässt sich in puncto Biodiversität u.a. keinesfalls mit einer im Wanderfeldbau bewirtschafteten Parzelle im Kongo vergleichen. 

Dass in Deutschland die Städte eine höhere Biodiversität aufweisen als ihr agrarisches Umland, dürfte sich mittlerweile in interessierten Kreisen herumgesprochen haben. Auch dass sich beispielsweise Berlin in dieser Hinsicht himmelweit von Sao Paulo unterscheidet, dürfte als bekannt vorausgesetzt werden.

Dass punktuell intervenierter tropischer Regenwald eine höhere Biodiversität aufweist, als unberührter "jungfräulicher" Urwald ist bereits erforscht, aber weniger bekannt.

Auf unserer Erde häufig vorkommende und flächenmässig durchaus relevante Mischnutzungsflächen - kleinflächiger Acker, Obst- und Gartenbau durchsetzt mit Siedlungen, Wiesen, Gewässern, Hecken, Hainen, Gebüschen und Einzelbäumen - erscheinen überhaupt nicht in diesem Schema, auch wird die Dynamik von Nutzungsrotationen - Acker und Weide versus Brache nicht berücksichtigt. Sowohl Mischnutzungsflächen, als auch rotative Nutzung können aber einen hohen Grad an Biodiversität und Biomasse beinhalten und sind somit "ökologisch" wertvoll.

Sieht man sich die Rangliste des Ökologischen Fussabdrucks pro Land pro Person von 2007 (siehe Grafik Fig. 17 des „2010 living planet report“) auch nur oberflächlich an, sticht sofort ins Auge, dass sie bestimmt wird durch die meist sehr hohen Anteile von "Kohlenstoffflächen". Diese verzerren das Bild in vielen Fällen recht erheblich zuungunsten von Ländern, die ihre Ressourcen ansonsten durchaus vernünftig bewirtschaften und von daher eher einen der hinteren Plätze verdient hätten.

Nun ist man versucht zu fragen, wo denn der ganze Kohlenstoff herkommt, der da in die Luft geblasen wird. Gibt es die 2,5 oder 5 Erden nicht nur virtuell, sondern irgendwo in erreichbarer Nähe wirklich, oder kommt die Kohle etwa vom Mars oder von der Venus?

Es scheint, als könne man heutzutage mit Kohlenstoff (hierzu siehe auch: http://www.eike-klima-energie.eu/) nicht nur politischen Druck ausüben, sondern auch jede Menge Kohle machen: NGOs (Nichtregierungs-organisationen) stocken Personal, Gehälter und Dienstreisen auf, der Wissenschaftsbetrieb erfreut sich steigender Zuwendungen, die Consultingindustrie wird mit Aufträgen überschwemmt, regierungsamtliche Umverteilungsorganisationen erfreuen sich steigender Aufmerksamkeit und Budgets.

Mit Kohlenstoff (Zertifikatshandel, REDD) und Fussabdruck (Forschung, Projektvorbereitende und -begleitende Gutachten, Ausgleichszahlungen) im Rücken können Heere von ansonsten unter- oder gar nicht beschäftigten Jungakademikern und Lobbyisten ein auskömmliches Dasein fristen. Ganz zu schweigen natürlich von den Flugunternehmen und dem Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe, die von dem steigenden Konferenzaufkommen profitieren, von den Energiekonzernen, die den erhöhten Bedarf an elektrischer Energie für Internetserver und Datenverarbeitung liefern müssen und von der Finanzindustrie, die die finanziellen Umverteilungen technisch und administrativ bewerkstelligen.

Aber es gibt auch kostenneutrale Rettung, wie uns "mein fussabdruck" aus Österreich verkündet: "Footprint vermittelt nicht nur anschaulich die ökologischen Grenzen unseres Planeten, er zeigt auch, welche Maßnahmen jede(r) persönlich gegen die Zerstörung unseres Planeten setzen kann. Aus der Vielzahl von Möglichkeiten, den persönlichen Footprint zu reduzieren, stechen die 4 wirkungsvollsten Maßnahmen hervor:
  • So gut wie nie mit dem Flugzeug fliegen.
  • Deutlich weniger, langsamer und möglichst nie allein mit dem Autofahren.
  • Weniger Fleisch und tierische Produkte essen, sowie lokale und jahreszeitgerechte Bioprodukte bevorzugen.
  • Kompakt Wohnen, d.h. Achten auf beste Wärmedämmung, Versorgung mit Solarenergie bzw. Ökostrom und Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln. ...
...
Neben den persönlichen Konsum- und Verhaltensänderungen können Sie durch die Unterstützung von Programmen, die sich für die Bewahrung der Natur einsetzen, mithelfen, laufende Schäden einzuschränken und damit die Bioproduktivität unseres Planeten zu stabilisieren oder sogar zu verbessern. Zugleich ist breites politisches Engagement gefordert. Denn ohne prinzipielle Veränderungen in der Art und Weise, wie wir wirtschaften und konsumieren, bleiben viele persönliche Maßnahmen ein Tropfen auf dem heißen Stein." 

Und somit hätten wir dann, um die Welt (und uns) zu retten, die Auswahl zwischen der "protestantischen Variante" - lutherisches "Fleischabtöten" nach den Thesen 1 - 7 des Wittenberger Mönches der 95 Thesen
  1. Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: "Tut Buße" usw. (Matth. 4,17), hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.
  2. Dieses Wort kann nicht von der Buße als Sakrament - d. h. von der Beichte und Genugtuung -, die durch das priesterliche Amt verwaltet wird, verstanden werden.
  3. Es bezieht sich nicht nur auf eine innere Buße, ja eine solche wäre gar keine, wenn sie nicht nach außen mancherlei Werke zur Abtötung des Fleisches bewirkte.
  4. Daher bleibt die Strafe, solange der Haß gegen sich selbst - das ist die wahre Herzensbuße - bestehen bleibt, also bis zum Eingang ins Himmelreich.
  5. Der Papst will und kann keine Strafen erlassen, außer solchen, die er auf Grund seiner eigenen Entscheidung oder der der kirchlichen Satzungen auferlegt hat.
  6. Der Papst kann eine Schuld nur dadurch erlassen, daß er sie als von Gott erlassen erklärt und bezeugt, natürlich kann er sie in den ihm vorbehaltenen Fällen erlassen; wollte man das geringachten, bliebe die Schuld ganz und gar bestehen.
  7. Gott erlässt überhaupt keinem die Schuld, ohne ihn zugleich demütig in allem dem Priester, seinem Stellvertreter, zu unterwerfen. (Überflüssig zu kennzeichnen, wer denn diese "Priester" sind, denen wir uns fussabdruckmäßig zu unterwerfen haben!)
und der "katholischen Variante": 

Sündigen und Ablass zahlen 

- oder beide Varianten - Fleisch abtöten und zusätzlich zahlen?

Trampelt nicht fröhlich auf der Erde herum, Ihr Sünder!

oder sollte es etwa eine dritte Option geben, eine vierte, fünfte, etc.?